Vor einigen Jahren hat Crowdlauf virtuelle Spenden-Läufe nach Deutschland gebracht. Obwohl ich auch im Rückblick noch sehr stolz darauf bin, hat sich meine Einstellung zu dieser Art von Charity-Aktionen doch stark verändert.
Virtuelle Läufe für den guten Zweck bieten zwar eine einfache Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen und gleichzeitig eine Charity-Organisation zu unterstützen. Doch obwohl die Idee dahinter löblich ist, habe ich schon lange nicht mehr an solchen Events teilgenommen und werde das auch nicht mehr tun. Das sind meine drei Hauptgründe.
1. Virtuellen Spenden-Läufen fehlt es oft an Inklusion
Virtuelle Spenden-Läufe sind, wie der Name schon sagt, meist stark auf das Laufen fokussiert. Die Teilnehmer:innen laufen in ihrer eigenen Umgebung und sammeln Kilometer, um Spenden für einen wohltätigen Zweck zu generieren. Für mich ist das Laufen und Sammeln von Kilometern grundsätzlich möglich. Für viele andere ist es aber nicht geeignet und das stört mich.
Es gibt viele Menschen, die aus verschiedenen Gründen laufend kaum Kilometer sammeln können oder wollen: Kinder, Menschen mit Behinderungen, ältere Menschen oder einfach diejenigen, die das Laufen nicht mögen. Das macht virtuelle Spenden-Läufe zu einer exklusiven Sache, die andere ausschließt.
Eine sportliche Alternative mit mehr Inklusion wäre, Bewegung in jeder Form zu ermöglichen und zu fördern. Statt Kilometer zu sammeln, könnten Teilnehmer:innen z.B. Bewegungsminuten erfassen. Das ist eine Methode, die ich gerade bei meinen kreativen Sport-Challenges ausprobiere.
Weiterlesen: Was sind kreative Sport-Challenges?
Ob durch Gehen, Tanzen, Yoga oder Schwimmen – jede Art von körperlicher Aktivität könnte somit zählen. Dies würde sicherstellen, dass wirklich jede:r mitmachen kann, unabhängig von seiner oder ihrer körperlichen Verfassung oder Vorlieben.
2. Besser direkt spenden als sie virtuell zu erlaufen
Ein weiterer Grund, warum ich keine virtuellen Spenden-Läufe mehr mache, ist die Tatsache, dass nicht der gesamte Betrag der Anmeldegebühren tatsächlich bei der gemeinnützigen Organisation ankommt. Veranstalter behalten oft einen Teil der Gebühren ein, um Kosten zu decken und Gewinne zu erzielen. Das war bei Crowdlauf damals nicht anders und das ist auch grundsätzlich okay.
Aber: Wer wirklich etwas bewirken möchte, sollte direkt an eine gemeinnützige Organisation spenden. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass 100% der Spendensumme dort ankommt, wo sie gebraucht wird.
Es gibt zahlreiche vertrauenswürdige Organisationen, die direkte Spenden akzeptieren und sicherstellen, dass das Geld effizient und verantwortungsvoll eingesetzt wird.
Bei Crowdlauf setze ich heute auf Sachspenden anstelle von Geldspenden. Die Sachspenden sind in meinem Fall die Spielfelder meiner Sport-Challenges. Ich tue das aus einem einfachen Grund: Die Spielfelder können sinnvoll eingesetzt werden, um bei Kindern und Jugendlichen dem zunehmenden Bewegungsmangel entgegenzuwirken.
Ich fokussiere mich daher auf die Kinder- und Jugendhilfe und gebe den Pädagog:innen in entsprechenden Einrichtungen Werkzeuge an die Hand, mit denen sie wirklich arbeiten können.
Erfahre mehr über die Mission von Crowdlauf.
3. Die Umweltbelastung durch Lauf-T-Shirts und Medaillen
Ein häufiges Merkmal von virtuellen Spenden-Läufen ist die Vergabe von T-Shirts und Medaillen an die Teilnehmer:innen. Auch wenn diese als Anerkennung für ihre Selbstdisziplin und die erbrachte Leistung gedacht sind, tragen sie doch zur Umweltbelastung bei. Die übermäßige Produktion und der Versand von Lauf-T-Shirts und Medaillen verbrauchen Ressourcen und erzeugen CO2-Emissionen.
Ich persönlich möchte das nicht mehr unterstützen. Ich brauche weder Lauf-Shirts, noch Medaillen. Auch im Crowdlauf-Shop biete ich keine Shirts an. Die Medaillen im Shop sind Restposten. Es ist nicht vorgesehen, dass nochmal neue Medaillen nachfolgen – und falls doch, dann ökologisch produziert oder nur als besondere Geschenke in sehr geringen Stückzahlen. Aber nicht für die breite Masse.
Meine Challenge-Spielfelder werden übrigens auf Karton gedruckt. Das Material stammt zu mindestens 70% aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Diese Spielfelder sind nicht nur umweltfreundlich, sondern haben auch einen langfristigen Nutzen und eine bleibende Bedeutung für die Kinder und Erwachsenen, die sie einsetzen.
Fazit
Virtuelle Spenden-Läufe sind eine gute Idee, die jedoch im Detail oft einige Schwächen aufweisen. Durch die Fokussierung auf das Laufen und Sammeln von Kilometern werden manche potenziellen Teilnehmer:innen ausgeschlossen. Was die Spenden angeht, sind direkte Spenden oft effizienter, als sie virtuell zu erlaufen. Direkt zu spenden gewährleistet, dass die gesamte Spendensumme bei der gemeinnützigen Organisation ankommt. Schließlich tragen die typischen Lauf-T-Shirts und Medaillen auch zur Umweltbelastung bei, denn sie sind in vielen Fällen nicht nachhaltig produziert.
Mein Bestreben ist es, kreativere und inklusivere Wege zu finden, um Sport zu machen und dabei auch Gutes zu tun. Weder der Spaß, noch der Umweltschutz, dürfen dabei zu kurz kommen. Daher setze ich auf kreative Challenges, die Spiel, Sport und Fantasie verbinden.